Direktanzeigendes Stehwellen-Messgerät

Bei den einfachen SWR-Messgeräten für die SWR-Messung ist je nach Sendeleistung zuerst eine Kalibrierung auf die vorlaufende Spannung Uv=100% und anschließende eine Umschaltung auf die rücklaufende Spannung Ur zum Ablesen des SWR notwendig. Mit Hilfe der folgenden Schaltung kann man sich das SWR, ohne das zuvor beschriebene Handling, direkt anzeigen lassen.
Die dazu erforderliche Berechnung übernimmt eine kleine analoge Rechenschaltung (Dividierer). Die Rechenschaltung ist nicht neu; sie stammt aus einer Zeit in der es noch keine Mikroprozessoren oder preiswerte Logarithmier-ICs zur Ausführung einer Division gab. Sie arbeitet nach dem Prinzip, dass die Entlade-/Ladezeit vom Kondensator C6 des gesteuerten Integrators IC1 umgekehr proportional zum Verhältnis von |Ur|/ (Uv-Ur) ist. Die Beziehungen zwischen den Zeiten und den Spannungen sind wie folgt:

t1  ~  1 / (Uv - Ur) = A
t2  ~  1 / |Ur| = B
T = t1 + t2 ~ 1 / (Uv - Ur) + 1 / |Ur| = A + B

Der relative Strom I_rel durch das Anzeigeinstrument ergibt sich zu:

I_rel = t1 / T ~ A / (A+B)=1 / (1 + B/A) = 1 / [1 + (Uv - Ur) / Ur ] = Ur / Uv

I_rel [%] = 100% x Ur / Uv

Die Zuordnung des SWR Wertes zum Strom I_rel erfolgt grafisch, d.h bei der Kalibrierung der Anzeigenskala. Bei Ur = 0 fließt kein Strom und das Instrument zeigt ein SWR von 1 an. Ur = 0,5 x Uv ergibt einen Stromfluß über 50% der Periodendauer T. Der Zeiger geht in die Mittelstellung, was einem SWR von 3 entspricht. Die 100% Endstellung (SWR = Unendlich) wird bei Ur = Uv eingenommen.

Abb.1: Schaltplan des SWR-Messgerätes
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Funktionsweise

Das als Fensterkomparator verwendete Timer IC NE555 steuert den Lade- und Entladevorgang des Kondensators C6. Wenn der Transistor VT1 sperrt, beginnt die Entladephase t1. Sobald die Ausgangsspannung des OPs den 1/3 Schwellwert des NE555 unterschreitet, geht der Pegel an den beiden Ausgängen 7 und 3 nach "High". Der Schalttransistor VT1 bewirkt jetzt einen Kurzschluss von Uv, so dass damit nur noch -Ur wirksam ist. C6 wird nun aufgrund der negativen Spannung -Ur aufgeladen. Nach der Zeit t2 überschreitet die Ausgangsspannung von IC1 den 2/3 Schwellwert des Komparators. Der Pegel an den beiden Ausgänge 7 und 3 wechselt nach "Low". VT1 sperrt nun wieder und der zuvor beschriebene Vorgang wiederholt sich. "High" an Pin 3 bedeutet keinen Stromfluss und "Low" einen durch R9 auf 100 uA begrenzten Stromfluss durch das Drehspulinstrument.

Abb. 2: Signalverlauf am OP- und Timer-Ausgang
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Das Anzeigeinstrument bildet den Mittelwert aus den Stromimpulsen. Es reagiert in einem weiten Bereich nur auf das Verhältnis von t1/t2 und nicht auf die Frequenz f. Bei Spannungen kleiner als 0,2 V fängt der Zeiger etwas an zu zittern, da die Frequenz durch die hohe Lade- und Entladezeit sehr gering geworden ist. Wenn keine Sendesignal vorhanden ist, bewirkt der geringe Strom durch den 2,2 MOhm Widerstand das das Instrument ein SWR von 1 und nicht den Wert Unendlich anzeigt. Das Reflektometer in der Schaltung ist für eine Senderleistung von 0,5...10 Watt ausgelegt. Für höhere Leistungen ist das Reflektometer entsprechend zu modifizieren.

Beispiel:

Uv [V] Ur [V] Ur/Uv I_rel [%] Stehwellenverhältnis SWR
1 0 0/1 0 1
1 0,2 0,2/1 20 1,5
1 0,5 0,5/1 50 3
1 0,75 0,75/1 75 7
1 0,8 0,8/1 80 9
1 0,9 0,9/1 90 19
1 1 1/1 100 Unendlich
2 0,4 0,4/2 20 1,5
2 0,5 0,5/2 25 1,66
2 1 1/2 50 3
3 1 1/3 33 2
3 1,5 1,5/3 50 3
3 2 2/3 66 5

Die Tabelle zeigt, dass der Quotient Ur/Uv bei unterschiedlichen Absolutwerten von Ur und Uv den gleichen Anzeigewerte ergibt.

Spannungsversorgung

Das SWR-Messgerät benötigt eine unstabilisierte Spannung von Ub = 7....15 V. Der Operationsverstärker TL071 und der Timer NE555 erhalten eine stabile Spannung von 6 V. Die Amplitude des erzeugten Sägezahn und die Stromimpulse durch das Instrument sind damit unabhängig von Ub. Eine +3V Referenzspannung ermöglicht den symetrischen Betrieb des OPs mit nur einer Speisespannung. Die Stromaufnahme der Schaltung beträgt ca. 8 mA. Für Batterieberieb empfiehlt sich die stromsparende CMOS Ausführung des NE555.

Stückliste

Bauteil Wert
P1 10 kOhm 10-Gang Spindel-Potentiometer
R1, R2 56 Ohm
R3 560 Ohm
R4 + R5 2 x 100 kOhm in Reihe
R6, 7 100 kOhm
R8 22 kOhm
R9 56 kOhm
R10 2,2 MOhm
R11 10 kOhm
C1 3 .. 20 pF Trimmerkondensator
C2 100 pF
C3, 4, 5, 6 4,7 nF
C7, 10, 11 0,1 uF
C8, 9 100 uF, 10 V
D1, 2 BAT42
VT1 2N5179
T1 T50-2, 1 Wdg. prim. / 50 Wdg. sek.
Dr1 FT37-43, 15 Wdg.
IC1 TL071
IC2 NE555 oder CMOS Typ
IC3 78L06
M Drehspulinstrument 100 uA

Abgleich

Für den Abgleich gibt man einfach über je ein Potentiometer eine Spannung von +2 V an den Uv Anschluss und -1 V an den Ur Anschluss. Die Spannungsangaben sind auf die +3 V Referenzspannung bezogen. Die Potis sind für den Abgleich zwischen GND und +6 V anzuordnen. Gegenüber GND gemessen sind es somit +5 V und +2 V. Die SWR-Rechnung ergibt:

SWR = (Uv + Ur) / (Uv - Ur) = (2V + 1V) / (2V - 1V) = 3 / 1 = 3.

Da die Beträge (Uv - Ur) und |-Ur| gleich sind, ist auch das Impuls/Pausenverhältnis gleich (symetrische Rechteckspannung an Pin 7 von IC2). Der Zeiger des Messinstrumentes sollte nun in der 50% Stellung stehen, was dem zuvor berechneten SWR von 3 entspricht. Bei einer Abweichnung von der Mittelstellung muss zu R9 ggf. eine Reihen- oder Parallelwiderstand angeordnet werden.
Das Reflektometer wird bei 1 bis 2 Watt Senderleistung mit C1 auf minimale Spannung Ur abgeglichen. Der ANT-Anschluss erhält dazu eine ohmsche Last von 50 Ohm.

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